Eisfabrik Berlin - Mitte


Aktuelles 2007
Artikel aus der "Berliner Woche" (Ausgabe Berlin-Mitte) 44.ste Kalenderwoche; Seite 2

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Heiße Diskussionen um Eisfabrik

Bezirk und Eigentümer streiten über die Zukunft des Industriedenkmals


Mitte. Seit Jahren rottet die historische Eisfabrik in der Köpenicker Straße neben der Schillingbrücke vor sich hin.
Der Bezirk hat die TLG Immobilien GmbH aufgefordert, den Verfall des Denkmals zu stoppen.

„Kein Abriss der Eisfabrik„ - dieses Transparent am Wohnhaus in der Köpenicker Straße 40 hing im Oktober nur wenige Tage.
Die TLG als Eigentümer der Immobilien ließ die Botschaft entfernen. Das Thema soll nicht noch weiter hoch gekocht werden.

Seit Anfang des Jahres TLG-Leute die Mieter über die Sanierungspläne informiert haben, sind alle aufgeschreckt.
„Die haben uns erzählt, dass auch die Fabrik abgerissen werden soll", sagt Peter Schwoch.

Der 40-jährige Zimmermann lebt seit 1990 in dem Wohnhaus der Eisfabrik und kämpft seit Monaten gegen deren Abriss.

Im Internet gibt es Projektbilder mit zwei gläsernen Bürohäusern auf dem Gelände der Eisfabrik.

Von den über 100 Jahre alten Backsteinbauten ist darauf nichts mehr zu sehen.

Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hat wegen des „bedrohlichen Zustands der Häuser" eine Sicherungsanordnung zur Rettung der Gebäudesubstanz an die TLG geschickt.

Laut Gothe hat die Treuhandnachfolgerin dagegen Widerspruch eingelegt.
Für den Baustadtrat ist die Eisfabrik „das einzige Gebäudeensemble, welches in dem Bereich unter Denkmalschutz steht und langfristig an die industrielle Vergangenheit erinnert."

Seit fast zwei Jahren streitet der Bezirk mit der TLG um den Erhalt der wichtigsten Gebäude.
„Zusätzlich zum Denkmalschutz wurden einige Grundstücke in dem Block in die Erhaltungssatzung Luisenstädtischer Kanal und Umgebung aufgenommen, um auch die städtebauliche Bedeutung hervorzuheben", schrieb Heike Mertens vom Stadtplanungsamt der Bürgerinitiative.

Die 1896 eröffnete Eisfabrik gehört zu den ältesten Eisfabriken Deutschlands.
Bis 1991 ließ der VEB Kühlhaus, zuletzt die Berliner Kühlhaus GmbH, hier Stangeneis produzieren.
Das Eis wurde in Stangen von 20 mal 20 Zentimetern bei bis zu 1,50 Meter Länge an Brauereien, Kneipen, Haushalte oder Obsthandlungen geliefert.
Die Kühlhäuser wurden noch bis 1995 für die Lagerung von Eiern oder Wurst genutzt. Seitdem gammeln die Häuser vor sich hin.

Die TLG will sich zu den derzeitigen Planungen nicht äußern.
Sprecherin Elke Schicktanz spricht nur von „intensiven Gesprächen" mit dem Bezirk.
Es gehe bei dem Projekt um eine Revitalisierung, „wobei der historische Charme ein wesentlicher Bestandteil ist", so Schicktanz.

Schornstein der Eisfabrik
Teile der alten Eisfabrik stehen unter Denkmalschutz.
Das soll bei einer neuen Nutzung des Geländes beachtet werden. Foto: Jericho
Von Abriss sei nie die Rede gewesen. „Aber das Projekt muss sich auch rechnen", sagte sie.

Laut Baustadtrat Gothe gebe es nach erneuten Gesprächen im Oktober „Hoffnungen auf Rettung der Eisfabrik."

Man habe sich mit der TLG mündlich darauf geeinigt, dass zumindest das Maschinenhaus, das Kesselhaus und die Eisfabrik erhalten bleiben.

„Einige Kühlhäuser können abgerissen werden", sagte der Baustadtrat.

Das Fabrikgebäude direkt hinter dem Wohnhaus könne erhalten und für Loftwohnungen genutzt werden.

Das Denkmalamt komme den TLG-Entwicklern entgegen und erlaube zudem den Abriss kaputter Fassadenteile.
„Die müssen aber originalgetreu wieder aufgebaut werden", so Gothe.

Währenddessen der Baubeginn auf dem Gelände der früheren Eisfabrik in der Köpenicker Straße 40 noch in den Sternen steht, eröffnet Ende November schräg gegenüber im Victoriahof in der Köpenicker Straße 126 eine andere Eisattraktion. Der Chef des Dunkelrestaurants in der Gormannstraße, Hans-Peter Scholz, lässt hier einen Arctic Palace bauen.
In dem Erlebnisrestaurant soll es für die Gäste zwölfminütige Shows in einem eigens gebauten Kühlhaus geben.

DJ

Kein Abriss der Eisfabrik!!!!


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eisfabrik@berlin-eisfabrik.de